Sepsis ist eine der gefährlichsten Verlaufsformen von Infektionskrankheiten und kann tödlich enden, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird. Sepsis-Spezialist Konrad Reinhart sagt, wie sich eine Sepsis äußert, welche Faktoren das Risiko erhöhen und welche Folgen die Erkrankung hat.
Sepsis ist die schwerste Verlaufsform von Infektionskrankheiten und kann nicht nur durch Wundinfektionen ausgelöst werden. Sie entsteht, wenn die körpereigenen Abwehrkräfte nicht mehr in der Lage sind, die Ausbreitung einer lokalen Infektion zu verhindern und Infektionserreger in den Blutbahn eindringen. Bakterien sind die häufigsten Infektionserreger, gefolgt von Virusinfektionen, wie Grippe und Covid-19, Pilzinfektionen und Malaria.
Der Körper reagiert gegen diese lebensbedrohliche Situation mit der Aktivierung aller ihm zur Verfügung stehenden Abwehrsysteme, insbesondere des Immun- und Gerinnungssystems. Dadurch werden jedoch nicht nur die Erreger, sondern auch die körpereigenen Organe wie Lunge, Herz und Niere geschädigt und durch die Gerinnung des Blutes in den kleinen Blutkapillaren sterben oft auch Glieder ab und müssen amputiert werden. Nicht rechtzeitig erkannt und nicht wie Herzinfarkt und Schlaganfall als Notfall behandelt, kommt es zum Multiorganversagen und oft tödlichen septischen Kreislaufversagen.
Bei den folgenden Krankheitssymptomen sollten Sie auf einer sofortigen, notfallmäßigen ärztliche Abklärung zum Ausschluss einer Sepsis bestehen:
Fehlendes Fieber schließt eine Sepsis nicht aus. Weitere Informationen zu den Symptomen finden Sie hier .
Sepsis kann jeden treffen. Einige Personengruppen haben jedoch ein erhöhtes Risiko. Dazu gehören:
Aber auch Menschen mit künstlichen Herzklappen, Gefäß- und anderen im Körper implantierten Kunststoffen wie Gelenkprothesen, Trägern von Blasenkathetern, Luftröhrenschnitten und entsprechen Trachealkanülen haben ein erhöhtes Infektions- und damit auch Sepsisrisiko.
Jeder operative und andere medizinischen Maßnahmen, die mit einer Verletzung der Schutzfunktion der Haut und der Schleimhäute einhergehen, bergen eine erhöhte Infektionsgefahr. Das gilt selbst für Bagatellverletzung wie Insekten- oder Nadelstiche.
Mehr Informationen zu den Risikofaktoren für eine Sepsis siehe hier .
Voraussetzung für die effektive Therapie ist die Kenntnis des Sepsiserregers und des Sepsisherds. Antibiotika wirken nur bei einer durch Bakterien ausgelösten Infektion bzw. Sepsis. Die Behandlung einer Virus- bzw. Pilzsepsis erfordert gegen diese Erreger wirksame Substanzen. Deshalb muss vor Therapiebeginn, immer eine Blutkultur angelegt werden.
Leider verfügen jedoch in Deutschland eine Vielzahl von Krankenhäusern über keine eigenen mikrobiologischen Labore und oft sind diese nicht 24/7 besetzt. Auch im Bereich der Sepsis- und Blutkulturdiagnostik hinkt Deutschland im internationalen Vergleich hinterher. Inzwischen gibt es auch eine Reihe von Infektions- und Sepsismarkern, die helfen zu unterscheiden, ob eine virale oder bakterielle Infektion bzw. Sepsis vorliegt.
Bei 20-30 Prozent der Sepsisfälle ist auch eine invasive Sanierung des Infektionsherds zusätzlich zur Behandlung mit Antibiotika nötig. Dies ist beispielsweise bei Abszessen, Darmdurchbruch, Nierenbeckenentzündung aufgrund von Nierensteinen, entzündeten Herzklappen oder Fremdkörpern wie Gefäßprothesen oder künstlichen Gelenken der Fall.
Experten und auch die Sepsis Stiftung fordert deshalb, dass alle Akutkrankenhäuser, die Sepsis behandeln, rund um die Uhr über die entsprechenden diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten und die dafür nötige fachliche Expertise anbieten können, wie sie bei andern Notfällen wie Herzinfarkt und Schlaganfall seit Jahrzehnten Standard ist.
Ein weiterer zentraler Baustein bei der Behandlung einer Sepsis in der Akutphase besteht in der unterstützenden intensivmedizinischen Behandlung zur Stabilisierung des Kreislaufsystems und zur Überbrückung der mit der Sepsis einhergehenden Störungen bzw. des Ausfalls der körpereigenen Organe. Dies betrifft Organsysteme wie: Lunge, Niere, Herz, Leber, Magendarmtrakt, Gehirn, das Nervensystem. Auch schwerwiegende Störungen des Gerinnungssystems und des Stoffwechsels müssen intensivmedizinisch mit behandelt werden.
Die zentralen, oft lebensrettenden intensivmedizinischen Maßnahmen zur Überbrückung der gestörten bzw. ausgefallen Organsysteme sind unter anderem:
Im Rahmen von Studien zur Behandlung der Virus-bedingten Sepsis im Rahmen der Covid-19-Pandemie wurde gezeigt, dass die medikamentöse Dämpfung der überschießende Immunreaktion mit immun-modulatorischen Antikörpern, die Überlebenschancen verbessert und die Langzeitfolgen reduziert. Einige dieser Substanzen haben auch zu Notfallzulassungen durch die US-amerikanischen und europäischen Zulassungsbehörden geführt.
Vor einer Sepsis kann man sich nicht direkt schützen, aber vor Infektionen, die zu einer Sepsis führen können. Folgende Maßnahmen können dabei helfen, durch eine Stärkung des Immunsystems Infektionen vorzubeugen – und damit auch das Risiko für das Auftreten einer Sepsis zu senken:
Jährlich überleben in Deutschland etwa 360.000 Menschen eine Sepsis. Etwa 75 Prozent von ihnen leiden teilweise ein Leben lang unter Folgeschäden, oftmals auch wenn die Sepsis nicht auf der Intensivstation behandelt wurde. Man unterscheidet Folgen für das Gehirn, körperliche und psychische Folge-Erkrankungen.
Häufig treten diese Erkrankungen auch gemeinsam auf. Sie führen bei fast einem Drittel aller Betroffenen zu neuer Pflegebedürftigkeit und haben oft weitreichende soziale Folgen. Die Folgeerkrankungen werden als Post-Sepsis-Syndrom bezeichnet. Die Folgen von Long Covid und Sepsis sind weitgehend identisch! Sie unterscheiden sich nur graduell.
Körperliche Folgen
Folgen für das Gehirn
Psychische Folgen
Soziale Folgen: Können durch die Dauer der Krankheit entstehen (z.B. Erwerbsunfähigkeit). Unverständnis für Sepsis- Folgen kann zu Belastungen im persönlichen Umfeld führen. Sepsis-Folgen sind oftmals nicht in den Leistungskatalogen von Krankenkassen und Rentenversicherungen definiert. Mehr Infos fdazu finden Sie auch über die Sepsis Stiftung.
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